Editorial

Weitere Schritte der Agenda 2010 sind und werden durchgesetzt, die ›Gesundheitsreform‹ ist abgestimmt und die hessische ›Operation sichere Zukunft‹ soll in den nächsten Tagen endgültig beschlossen werden. Mit dem Sozialabbau auf Bundes- und Landesebene befasst sich der erste Text dieser Ausgabe. In diesem Zusammenhang stehen noch ein Artikel zu Studiengebühren und ein Interview mit dem Autonomen Frauenhaus Gießen, welches exemplarisch die dramatischen Konsequenzen der hessischen Sozialkürzungen dokumentiert. Die neue Marburger Gefahrenabwehrverordnung reiht sich ebenso ein in die Politik der sozialen Ausgrenzung. Auch hierzu mehr in diesem Heft.

Aufgrund der andauernden Diskussion um ein Zentrum gegen Vertreibungen werden auch in dieser Ausgabe des sputnik den RevanchistInnen einige Seiten gewidmet.

Anlässlich Fidel Castros Rede zum 50. Jahrestags des Angriffs auf die Moncada-Kaserne und der Empörung, die sie ausgelöst hat, findet sich hier ein Artikel, der sich mit der Situation auf Kuba und mit Kubas Verhältnis zu den USA und der EU auseinandersetzt.

Ein Rückblick auf das antirassistische Grenzcamp in Köln soll über die dortigen Geschehnisse informieren. Das Zuwanderungsgesetz, welches zur Zeit im Vermittlungsausschuss auf eine noch rassistischere Ausgestaltung wartet, ist ebenfalls Thema dieser Ausgabe.

In den zahlreichen Berichten zum Thronjubiläum des Papstes und zu seinem erwarteten Ableben fanden sich kaum kritische Töne. Eine etwas andere Ansicht vermittelt der Artikel ›Stairway to Heaven‹.

Um die LeserInnen des sputnik zum Schreiben zu animieren und um Diskussionen anzuregen, hat sich die Redaktion überlegt, ein Thema dafür vorzuschlagen: Sinn und Unsinn der Kategorie Geschlecht. Macht was daraus.

Des Weiteren stellen wir in diesem Heft das Feministische Archiv Marburg vor und wollen für die Veranstaltungsreihe der Linken Fachschaft 03 "Alte und Neue Zwänge des Sozialstaats" werben.

Einige Artikel der letzten Ausgabe animierten zu Reaktionen. Die antideutsche Gruppe kosmopolitbüro bezog sich auf die Artikel zum Krieg gegen den Irak und über die antisemitischen Plakattafeln von Metzger Becker, als sie uns unterstellte, an Beckers Antisemitismus störe uns lediglich, dass er uns in unserem eigenen Antisemitismus Konkurrenz mache.

Eine weniger wahnhafte, dafür aber anonyme Zuschrift bezog sich auf den Artikel zum Folterskandal bei der Frankfurter Polizei im Entführungsfall Metzler. Dort wurden wir aufgeklärt, dass wir mit der durch die Autorin geäußerten Ablehnung von Folter und deren Androhung »das Rechtsempfinden der überwiegenden Mehrheit unserer Bevölkerung« verletzten. Damit zu spielen sei gefährlich.

Unser Dank gilt all jenen, die den sputnik durch ihre Beiträge, ihre Kritik (soweit sie ernstzunehmen ist), ihre Hilfe bei der Erstellung und Verbreitung unterstützen.

Wir wünschen allen viel Spaß beim Lesen.

Die Redaktion, November 2003

sputnik