Short Cuts

Wenn dich die bösen Buben locken

Zu den eigenartigen Gebräuchen deutscher KleinstädterInnen gehört es, sich in der Winterzeit auf öffentlichen Plätzen zu versammeln, um gemeinschaftlich einer Vorführung der erfolgreichsten Komödie des nationalsozialistischen Films beizuwohnen. Die Feuerzangenbowle handelt von der konformistischen Rebellion eines Schriftstellers (Heinz Rühmann), die sich als Regression in die Jugendzeit gestaltet. Der ewige Lieblingsfilm der Deutschen wird alljährlich auf dem Marktplatz in Marburg gezeigt.

British Humour

Es wird gemeldet, dass NATO-Generalsekretär George Robertson sein Amt Ende des Jahres aufgeben wird. Der britische Premier Tony Blair würdigte Robertsons Arbeit mit den Worten, dieser habe »Führungsstärke, Entschlossenheit, Energie und Sinn für Humor« bewiesen. Allen Zweifelnden wird die jugoslawische oder afghanische Bevölkerung vor allem Letzteres bestätigen. Er ist einfach zum Totlachen, dieser Robertson.

Hochschulen doch nicht außerhalb der Gesellschaft

Das Berliner Abgeordnetenhaus hat am 16. Januar das Berliner Hochschulgesetz geändert. Die SPD/PDS-Koalition hat sich dazu durchringen können, in der Auseinandersetzung um das allgemeinpolitische Mandat den Studierendenvertretungen ein wenig nachzugeben. Diese dürfen sich jetzt zwar immer noch nicht zu allem äußern, aber immerhin »zu solchen Fragen Stellung beziehen, die sich mit der gesellschaftlichen Aufgabenstellung der Hochschulen« beschäftigen. Das heißt wohl, dass Berliner Studierendenschaften dann politisch agieren dürfen, wenn zuvor ein Seminar zum entsprechenden Thema angeboten wurde.

Ich-AG

Unwort des Jahres 2002. Zweiter Platz: Ausreisezentrum.

Marburger Verbindungen wiedervereint

Nachdem sich die Marburger Verbindungen einige Jahre lang uneins waren, haben sie vor kurzem ihre kleinen Differenzen beigelegt und den vor sechs Jahren gespaltenen Marburger Korporationsring wiederbelebt. Für dieses Jahr plant der Ring eine Ausstellung im Rathaus zur Geschichte des Marburger Korporationswesens. Mal abwarten, wo die immer wieder behaupteten großen Unterschiede zwischen liberalen Verbindungen und rechtsradikalen Burschenschaften bleiben werden, wenn eine gemeinsame Präsentation ansteht.

Wie erwartet, so passiert

Ab dem Sommersemester 2004 wird in Nordrhein-Westfalen für ein ordentliches Studium bezahlt. Wer mehr Lehrveranstaltungen als im Umfang der 1,5-fachen Regelstudienzeit besucht, zahlt dann 650 Euro pro Semester. Studienkonten heißen die Studiengebühren in NRW und haben gute Chancen, auch in anderen Bundesländern eingeführt zu werden. In Hessen müssen wir noch bis nach der Wahl warten.

Gedöns

Ganz im Sinne des deutschen Bundeskanzlers, der den Aufgabenbereich der damaligen Ministerin Bergmann als »Gedöns« bezeichnete, ist auch das diessemestrige Lehrangebot im Teilbereich Politik und Geschlechterverhältnis (Institut für Politikwissenschaft) gewesen. Ein (1) Proseminar wird dort angeboten für einen Bereich, der zwar verpflichtend zu belegen ist, aber für die meisten eben auch nur eine lästige Pflicht darstellt. Und da es jetzt wieder eine (1) Professorin in Politik gibt, kann man der auch diesen (natürlich sagen die Kollegen: »ihren«) Bereich überlassen, weitere Lehrangebote z.B. durch Lehraufträge sind nicht nötig.

18440 StudentInnen für Studiengebühren?

Wie Marburger Reaktionen auf kommende Studiengebühren ausfallen, hat sich kürzlich gezeigt. In vorauseilendem Gehorsam – aus Angst ein Demonstrationsaufruf gegen Studiengebühren könnte als allgemeinpolitische Äußerung ohne studentischen Bezug gewertet werden – hat das Stupa gegen den Antrag der Gruppe dissident gestimmt, zu einer Demonstration gegen Studiengebühren beim Besuch Kochs in Cappel aufzurufen, um dann – politisch korrekt – einer ›Resolution gegen Studiengebühren‹ zuzustimmen. In der dann ohne AStA-Aufruf trotzdem stattfindenden Demonstration fanden sich ganze 100 Leute zusammen, um ihren Unmut gegen die bevorstehende verschärfte soziale Auslese kundzutun.

Die Stadt, der Müll und die Ratten

Die bürgerlich-konsevative Mehrheit im Gießener Stadtparlament ist sich einig: Unser Dorf soll schöner werden! In der neu beschlossenen ›Gefahrenabwehrverordnung‹ werden deshalb neben Hundehalterinnen, passionierten Teppichklopfern und Menschen, die samstags gerne mal ihr Auto vor der Haustür waschen, weitere Störfaktoren der öffentlichen Ordnung ins Visier genommen. Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit werden in Gießen in Zukunft auch durch das Nächtigen in öffentlichen Anlagen, das Durchsuchen von Mülleimern nach Essbarem, öffentliches Alkoholtrinken in Gruppen und das Verteilen von Flugblättern gefährdet. Die Gießener Polizei, die sich zum großen Reinemachen aufgerufen fühlen darf, konnte jedenfalls schon mal üben, als sie die Öffentlichkeit von der Parlamentssitzung fernhielt.

AStA

Der neue AStA setzt sich aus LHG, Jusos, Grünen und Rosa Liste zusammen. Die ersten Maßnahmen der neuen liberalen Mehrheit im Stupa bestanden in der Wahl von drei Männern in den AStA-Vorstand und der Abschaffung der Härtefallkommission.

Revolution

Ist verschoben.

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