Linke Fachschaft 03

selbstdarstellung

An den Hochschulen liegt so einiges im Argen, so auch am Fachbereich 03 der verträumten Marburger Universität. Noch immer sind nur wenige Professuren von Frauen besetzt, nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts drohen allgemeine Studiengebühren ab dem erstem Semester, Langzeitstudiengebühren und Verwaltungsgebühren sind bereits eingeführt. Durch die Novelle des hessischen Hochschulgesetzes werden die Rechte des Dekans gestärkt, die der StudentInnen hingegen weiter eingeschränkt. 1€ Jobs ersetzen auch an der Uni reguläre Arbeitsverhältnisse. Und das sind nur einige wenige Beispiele. Widerstand gegen, Diskussion über oder auch nur bewusste Beschäftigung mit diesen Themen findet kaum statt.

Die in der Universität dominanten Herrschafts- und Unterdrückungsmechanismen sind jedoch nur Teil und Abbild der gesellschaftlichen Verhältnisse. Linke Politik kann sich daher nicht auf Kritik der Hochschule beschränken, sondern muss immer die der gesamten Gesellschaft beinhalten.

Die Linke Fachschaft 03 (lifa03) wurde im Bewusstsein dieser Zusammenhänge gegründet, um deren Auswirkungen und Ursachen inner- und außerhalb der Universität zu bekämpfen. Insofern beschränken wir uns nicht auf den universitären Rahmen; dieser ist lediglich Teil unserer Arbeit.

Die letzten Jahre zeigen, wie wichtig Widerstand auch auf bundespolitischer Ebene ist. Die Agenda 2010 hat massive Einschnitte in den Sozialsystemen zur Folge. Durch Hartz IV wird de facto ein Zwang zur Arbeit eingeführt. Die Auflösung erkämpfter ArbeitnehmerInnenrechte hat eine zunehmende Prekarisierung der Arbeits- und Lebensverhältnissen zur Folge.

Die lifa03 beugt sich nicht der derzeit herrschenden Sachzwangrhetorik, sondern setzt diesen Entwicklungen Widerstand entgegen.

Wir verstehen uns nicht als eine Art ständische Vertretung aller Studierenden am Fachbereich 03 und glauben auch nicht, dass es so etwas wie ein homogenes studentisches Interesse gibt. Vielmehr wollen wir zum einen an der Uni (wieder) Räume für linke Inhalte schaffen helfen und zum anderen gegen rassistische, sexistische und soziale Diskriminierung vorgehen.

Entsprechend unserem Selbstverständnis treten wir einer gezielten Elitenförderung an der Uni entgegen. Dabei verlieren wir nicht aus den Augen, dass Studierende schon alleine dadurch, dass sie Zugang zu Hochschulbildung haben, in dieser Gesellschaft einer Elite angehören. Dies ist nicht nur dem hohen gesellschaftlichen Prestige eines Hochschulabschlusses geschuldet, sondern auch der Tatsache, dass – entgegen allen Beteuerungen von Seiten der diversen Regierungen – Bildung nicht für jede und jeden zugänglich ist. Durch das dreigliedrige Schulsystem und Selektionsverfahren wie das Abitur, bleibt vielen der Zugang zu Bildung versperrt. Bei der Zulassung zum Studium werden rassistische Kriterien angewandt und durch die stetig steigenden Lebenshaltungskosten und die Einführung von Studiengebühren soziale Hürden errichtet. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass in den letzten Jahren immer weniger ArbeiterInnenkinder studieren. Der Zugang von Frauen zu höheren universitären Abschlüssen und Professuren an der Uni wird systematisch erschwert. Die propagierte Chancengleichheit erweist sich an dieser Stelle ein weiteres Mal als Mythos.

Dem Zusammenhang von Hochschule und »restlicher Welt« entsprechend wird die Uni mehr und mehr in die Pflicht genommen. Die derzeit hegemoniale Ideologie und Praxis der Standortsicherung lässt auch die Hochschulen nicht unberührt. Die Einführung von Studiengebühren und Bachelor/Master Studiengängen am FB 03 sind nichts anderes als Ausdruck eines Bildungssystems, welches sich mehr und mehr kapitalistischen Verwertbarkeitskriterien unterordnet.

Hier passt auch die zunehmende Entdemokratisierung der ohnehin nicht sonderlich demokratischen Hochschulen gut ins Bild. Durch die Ökonomisierung von Bildung werden StudentInnen zunehmend von Mitgliedern der Universität zu KundInnen, die Ziele und Ausrichtung nur noch mittels Studiengebühren mitgestalten können.

Effizienz, Anpassungsfähigkeit und Einhaltung der Regelstudienzeit werden zu neuen Bildungsidealen stilisiert, durch Maßnahmen wie Studiengebühren wird der Druck auf die Einzelnen erhöht, diesen auch Folge zu leisten. Gefordert und gefördert wird ein unreflektiertes Studium, Langzeitstudis werden so unabhängig von individuellen Gründen zu „Sozialschmarotzern“ die sanktioniert werden müssen. Bildung wird so noch mehr zu Ausbildung, deren einziges Ziel die Bereitstellung »qualifizierter« Arbeitskräfte für die Volkswirtschaft ist. Menschen werden zu »Humankapital«, dessen einzige Daseinsberechtigung in seiner Ausbeutbarkeit besteht.

Die Umgestaltung der Hochschulen und des Studiums in dieser Weise begünstigt affirmatives Studium und verhindert kritisches und selbstbestimmtes Studieren, eine Auseinandersetzung mit allgemein- und hochschulpolitischen Verhältnissen wird effektiv verhindert.

Diesen Negativentwicklungen am Fachbereich, in der Hochschule und in der Gesellschaft arbeiten wir mittels Flugblättern und Veranstaltungen, durch Engagement in den Hochschulgremien und Mitarbeit in politischen Bündnissen außerhalb der Universität entgegen.

Wir versuchen, universitäre Entscheidungen transparent und studentische Opposition sichtbar zu machen. Und Korporierte finde wir auch scheiße.

Wenn auch für dich an der Universität sein nicht nur blindes Studieren bedeutet, sondern eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Entwicklungen und der Universität beinhaltet, dann freuen wir uns, wenn du dich bei uns meldest.